„Risiko weiterer Anstiftung zur Gewalt“: Twitter sperrt Trumps Konto dauerhaft (2024)

Die Entscheidung zur dauerhaften Sperrung von Trumps Twitter-Konto sei nach einer „gründlichen Prüfung“ seiner jüngsten Tweets gefallen, hieß es in einer Erklärung des Unternehmens. Konkret sei es um zwei Beiträge vom Freitag gegangen. In einem der Tweets hatte sich Trump trotz des Sturms auf das Kapitol ausdrücklich hinter alle seine Anhänger gestellt. Im zweiten Tweet hatte er angekündigt, der Vereidigung seines Nachfolgers Joe Biden am 20. Jänner entgegen jeder Tradition fernzubleiben.

Die Beiträge widersprächen den Richtlinien des Unternehmens gegen die Verherrlichung von Gewalt, erklärte Twitter. Das Unternehmen sperrte auch das Konto @TeamTrump, das vom Wahlkampfteam des Republikaners gepflegt worden war.

Hunderte Mitarbeiter schrieben Brief an Konzernchef

Twitter bestätigte zudem Berichte, wonach mehrere hundert Mitarbeiter sich in einem Brief an Konzernchef Jack Dorsey gewandt hatten, um ihrer Bestürzung über den „Aufstand“ der Trump-Anhänger vom Mittwoch Ausdruck zu verleihen. Die Mitarbeiter forderten eine Untersuchung zur Rolle von Twitter für die Eskalation.

„Risiko weiterer Anstiftung zur Gewalt“: Twitter sperrt Trumps Konto dauerhaft (1)

Trump bringt eigene Plattform ins Spiel

Trump verurteilte die Sperrung seines privaten Twitter-Kontos, indem er sich über den offiziellen Account des US-Präsidenten an seine Anhänger richtete: „Heute Abend haben sich Twitter-Mitarbeiter mit Demokraten und der radikalen Linken zusammengetan, um mein Konto von ihrer Plattform zu entfernen, um mich und euch 75 Millionen großartiger Patrioten, die mich gewählt haben, zum Schweigen zu bringen.“

Trump kündigte an, man sei mit mehreren anderen Websites in Verhandlung und ziehe auch den Aufbau einer eigenen Plattform in der nahen Zukunft in Betracht. Twitter entfernte den Beitrag umgehend. „Einen anderen Account zu nutzen, um einer Sperrung zu entgehen, ist ein Verstoß gegen unsere Richtlinien“, sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur AFP.

Am Donnerstag hatte bereits Facebook angekündigt, Trumps Konto auf unbestimmte Zeit zu sperren. Zur Begründung gab Facebook-Chef Mark Zuckerberg an, dass Trump den Onlinedienst genutzt habe, um „einen gewaltsamen Aufstand gegen eine demokratisch gewählte Regierung anzustiften“.

Twitter sperrt Trumps Konto dauerhaft

Nach der gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols durch radikale Anhänger von Präsident Donald Trump hat der Onlinedienst Twitter Konsequenzen gezogen: Der persönliche Account des scheidenden Staatschefs sei „dauerhaft“ gesperrt worden, teilte das kalifornische Unternehmen am Freitag (Ortszeit) mit. Grund dafür sei „das Risiko weiterer Anstiftung zur Gewalt“.

Pelosi: „Sofort zurücktreten“ oder Impeachment

Unterdessen planen die Demokraten im US-Repräsentantenhaus nach Angaben von mit dem Vorgang vertrauten Personen, am Montag ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einzuleiten. Ein Dokument der Mehrheitsführerin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in dem Vorwürfe gegen Trump ausgeführt werden, zirkuliere derzeit, hieß es am Freitag in Washington. „Es ist die Hoffnung der Abgeordneten, dass der Präsident sofort zurücktritt“, sagte sie Freitagabend (Ortszeit) nach einer Onlinekonferenz mit ihren demokratischen Fraktionskollegen.

„Anstiftung zur Gewalt“

Für den Fall, dass kein Rücktritt erfolge, habe sie den Geschäftsordnungsausschuss aber angewiesen, Vorbereitungen für ein Amtsenthebungsverfahren zu treffen, so Pelosi. Als Anklagepunkt gegen Trump wird in der Resoluton vorgebracht: Anstiftung zur Gewalt gegen die US-Regierung mit der Absicht, den Sieg von Joe Biden bei der Präsidentenwahl zu kippen. Die demokratische Führung des US-Kongresses hatte bereits am Donnerstag angekündigt, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump durchzuführen, wenn dieser nicht von Vizepräsident Mike Pence für amtsunfähig erklärt werde.

Nach Angaben einer ranghohen demokratischen Abgeordneten könnte das Repräsentantenhaus bereits am Mittwoch über das Impeachment abstimmen. Laut „New York Times“ („NYT“) stellte die demokratische Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus Trump vor die Alternative, entweder „sofort zurückzutreten“ oder sonst ein zweites Absetzungsverfahren zu riskieren.

Erste Republikanerin fordert Rücktritt

Der „verstörte Präsident“ stelle eine Gefahr dar, die größer nicht sein könne, warnte Pelosi, die als Vorsitzende des Repräsentantenhauses Trumps mächtigste Gegenspielerin im Kongress ist. Sollte Trump nicht umgehend freiwillig zurücktreten, werde das Parlament handeln. Ein Erfolg gilt allerdings als äußerst unwahrscheinlich – obwohl sich am Freitag mit Lisa Murkowski die erste republikanische Senatorin offen für Trumps sofortigen Rücktritt aussprach. Murkowski ist gemäßigt und kritisierte Trump in den vergangenen Jahren mehrmals offen. In den Reihen der Demokraten ist der Druck zu handeln aber nach dem Angriff auf den Kongress durch Trumps Mob stark gestiegen.

Judd Deere, Sprecher des Weißen Hauses, warnte dagegen vor einer Amtsenthebung Trumps. Ein solcher Schritt so kurz vor dem Ende der Amtszeit würde das Land nur noch mehr spalten, sagte er.

Ein zweites Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wäre ein historischer Moment. Noch nie in der Geschichte der USA musste sich ein Präsident zweimal einem solchen ohnehin extrem seltenen Verfahren stellen. Gegen Trump hatten die Demokraten bereits Ende 2019 in einer anderen Angelegenheit wegen Machtmissbrauchs und Behinderung des Kongresses ein Impeachment auf den Weg gebracht. Der Senat sprach den Republikaner dann aber im Februar 2020 frei.

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Biden gegen Absetzung

Der künftige Präsident Biden wollte sich zunächst zu einem eventuellen Impeachment selbst nicht äußern. Bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung seiner letzten Regierungsmitglieder betonte Biden, er habe seit Langem gesagt, dass Trump nicht fähig sei, das Land zu regieren. Am schnellsten werde das Ende von Trumps Zeit durch seine, Bidens, Angelobung vollzogen, so Biden. Aber er betonte: Würde Trumps Amtszeit noch ein halbes Jahr dauern, wäre er sofort für ein Impeachment.

Zugleich sagte Biden, dass Trump nicht zur Angelobung kommen wolle, sei eines der wenigen Male, dass er mit diesem übereinstimme, so Biden.

Seine erste Priorität würden die Bekämpfung der Pandemie und die Wiederbelebung der Wirtschaft sein. In einer späteren Frage kritisierte Biden aber auch Senatoren, die Trump bis zuletzt unterstützen, scharf, darunter Ted Cruz. Dieser und andere sollten bei der nächsten Wahl klar abgewählt werden, so Biden auf die Frage, ob Cruz und andere zurücktreten sollten.

Prominenter Republikaner winkt ab

Der Fraktionsvorsitzende der Republikaner im US-Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, lehnt eine Absetzung oder ein neues Amtsenthebungsverfahren unterdessen ab. Den abgewählten Präsidenten zwölf Tage vor der Amtsübergabe an seinen Nachfolger Biden seines Amtes zu entheben, würde „unser Land nur noch mehr spalten“, sagte McCarthy am Freitag. Für den Start eines Impeachments reicht im Repräsentantenhaus eine einfache Mehrheit, die die Demokraten haben. Das Verfahren selbst findet aber im Senat statt – und zur Amtsenthebung ist dort eine Zweidrittelmehrheit nötig. Dort haben die Republikaner aber bis 20.Jänner eine knappe Mehrheit.

Seit der Erstürmung des Kapitols in Washington durch militante Trump-Anhänger am Mittwoch steht der scheidende Amtsinhaber stark unter Druck. Erst nach langem Zögern verurteilte Trump am Donnerstag die Gewalt in Washington und rief das Land zur „Versöhnung“ und „Heilung“ auf.

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